Zehenspitzengang

Definition

Der Zehenspitzengang bedeutet, dass Kinder beim Gehen hauptsächlich auf den Zehenspitzen laufen und die Ferse kaum oder gar nicht den Boden berührt. In den meisten Fällen gibt es keine erkennbare Ursache – dann spricht man von „idiopathischem Zehenspitzengang“.

Epidemiologie

Zehenspitzengang kommt bei etwa 5 % der gesunden Kinder im Alter von 5 bis 6 Jahren vor. Bei Kindern mit Entwicklungsstörungen ist die Häufigkeit deutlich höher. Oft verschwindet das Zehenspitzengang-Muster von selbst: Bis zum Alter von 10 Jahren entwickelt die große Mehrheit der Kinder einen normalen Gang, ohne dass eine Behandlung notwendig ist.

Therapieoptionen

Abhängig von Alter, Ausprägung und Beweglichkeit des Fußes stehen verschiedene konservative Maßnahmen zur Verfügung:

Abwarten und Beobachten

Bei kleinen Kindern mit normaler Beweglichkeit des Fußes reicht meist die Beobachtung und Beruhigung, da sich der Gang oft von selbst normalisiert.

Physiotherapie und Dehnübungen

Wenn der Zehenspitzengang bestehen bleibt, können gezielte Dehnübungen und Physiotherapie helfen, die Beweglichkeit des Sprunggelenks zu verbessern und das Gangbild zu korrigieren.

Orthesen (Schienen)

Spezielle Fuß- oder Unterschenkelorthesen können das Zehenspitzengang-Muster beim Tragen verhindern und helfen, einen normalen Gang zu fördern. Studien zeigen, dass etwa zwei Drittel der Kinder nach einer mehrmonatigen Behandlung mit Orthesen dauerhaft normal gehen.

Gipsbehandlung (Seriengips)

Bei ausgeprägtem Zehenspitzengang kann eine mehrwöchige Gipsbehandlung helfen, die Beweglichkeit des Fußes zu verbessern.

Operation

Wenn alle anderen Maßnahmen nicht helfen und die Beweglichkeit des Fußes eingeschränkt ist, kann eine Operation zur Verlängerung der Achillessehne oder der Wadenmuskulatur notwendig sein. Dies ist jedoch selten erforderlich und wird meist erst nach Ausschöpfen aller anderen Möglichkeiten durchgeführt.

Wichtige Hinweise

In den meisten Fällen ist der Zehenspitzengang harmlos und verschwindet mit der Zeit. Eine genaue ärztliche Untersuchung, idealerweise durch einen Kinderorthopäden/in, ist wichtig, um andere Ursachen auszuschließen. Die Wahl der Therapie hängt vom Alter des Kindes, der Ausprägung des Gangbildes und der Beweglichkeit des Fußes ab.

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